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Massiges: Ehrenberg und Kanonenberg

An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Dr. Hagen Reichert und Serge Tourvosky für ihre Vorbereitung und Durchführung für das Verdun- Meeting.

In Massiges befinden wir uns am östlichen Angelpunkt des Schlachtfeldes der Champagne-Schlachten. Es ist dies auch gleichzeitig der einzig öffentlich zugängliche Teil, da die übrigen Kampforte in einem militärischen Sperrgebiet liegen (Scharfschieß- und Bombenabwurf-Gelände; unsere Bemühungen um eine „permission“ waren trotz der guten Kontakte von Serge Tourovsky und der ausdrücklichen Sympathie der Verantwortlichen nicht von Erfolg gekrönt, da angesichts der angespannten internationalen Lage das Lager ohne Unterbrechung mit französischen und internationalen Truppen belegt ist). Die Frontlinie befand sich nach Abschluß des Bewegungskrieges 1914 etwa 10 km nördlich von Sainte-Ménehould (für alle nicht Französisch-sprechenden : „sänt-menou“ J  ), und zog von Sommepy – Tahure über Massiges und Vienne-le-Chateau in den Argonner Wald.

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Es gab noch einen Zwischenstop an einem Bauernhof.
Dort spielte sich einst ein Drama ab.
In dem Bauernhof hatte sich eine französische Truppe versteckt, die von den eigenen Truppen abgeschnitten war.

Kurzer Zwischenstop

Die Französische Truppe griff nun vom Bauernhof eine Nachschub Einheit der deutschen Truppen an. Da die deutsche Nachschub Einheit kaum bewaffnet war, hatte sie schwere Verluste. Die Reste der deustchen Nachschub- Einheit schaffte es ins nächste Dorf, wo alle verfügbaren Truppen sofort zusammengestellt wurden. So kam eine bunte Mischung von Köchen, Bäckern und Musikern und anderen zusammen, die dort bereits Etappendienst versahen.
Da man in dem Zwischenfall einen Übergriff von sogenannten Frankiteurs vermutete, war der Drang nach Vergeltung recht hoch.
So rückte der deutsche Trupp gegen den Bauernhof vor und griff die Franzosen an. Der Kampf war erbittert und hart. Die Franzosen hatte schwere Verluste.

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An der Brücke zum Bauernhof sammelten wir uns. Es war etwas kalt an diesem Sonntag Morgen.

 

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Dr. Hagen Reichert am Gedenkstein der für einen französischen Leutnant und seine Truppe dort aufgestellt worden war. Der eigentliche Bauernhof. Er ist im großen und ganzen so geblieben.

 

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Serge Tourovsky und Dr. Hagen Reichert erläutern die tragische Geschichte Der Gedenkstein für Leutnant de Jacquelot und seine Truppe.

Champagne - Massiges - Kanonenberg.

 

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Eine Detail Karte.

 

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An einer großen Tafel im Dorf Massiges erläutert Dr. Hagen Reichert an einer Reliefkarte sehr emotional und eindrucksvoll die Geschichte der 1. Champagne Schlacht.

Einschub: 1. Champagne-Schlacht (Winter-Schlacht 08.12.14 – 17.03.15)

Die Winterschlacht in der Champagne ist der erste große Versuch einer frontalen Durchbruchsschlacht unter Einsatz von - im Vergleich zu späteren Schlachten sehr bescheidenem - Trommelfeuer. Nachdem Ende 1914 die Operationen der Alliierten und der Deutschen in den Stellungskrieg übergegangen waren, versuchte das französische Oberkommando am 16. Februar 1915 die Offensive in der Champagne wieder aufzunehmen. Die französische 4. Armee griff frontal die Stellungen der deutschen 3. Armee zwischen Reims und dem Westrand der Argonnen an und versuchte sie zu durchbrechen. Engere taktische Angriffsziele waren die Höhen nördlich der Linie Massiges-Perthes-Souain; weitere Ziele waren die Kleinstadt Vouziers sowie das Erreichen der Maaslinie bei Sedan und Charleville-Mezières.

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Dr. Hagen Reichert traf mit dem Stil seiner Ausführungen auf die volle Konzentration der Gruppe. Es war ein interessanter Schritt aus Verdun zu einem anderen Frontbereich des 1. Weltkrieges.

Der Bau von Ausgangsstellungen und Laufgräben sowie Erkundungsvorstöße kündigten den Deutschen den bevorstehenden Angriff rechtzeitig an; das mehrstündige Trommelfeuer sollte die deutschen Stellungen zerstören. Der Angriff der französischen Infanterie erfolgte in mehreren dichten Wellen. Den Franzosen gelang es bis Mitte März unter hohen Verlusten einen Streifen von 8 km Breite und 2 km Tiefe zu erobern, bevor sie sich in den ehemals deutschen Stellungen eingraben mussten. Angesichts der hohen Verluste stellte General Joseph Joffre die erfolglosen Angriffe ein. Die Franzosen verloren 240.000 Soldaten an Gefallenen und Verwundeten. Die deutschen Verluste betrugen "nur" 45.000 Mann, was in erster Linie auf die bereits zu diesem frühen Zeitpunkt des Krieges gut ausgebauten Stellungen und Unterstände zurückzuführen war.

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Die Reliefkarte der Hand von Massiges und dem Frontverlauf.

 

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Eine Gesamtkarte.

 

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Monsieur Varoquier, seines Zeichens wohnhaft in Massiges und bereits im achtzigsten Lebensjahr, erläutert sehr gestenreich die Kämpfe. Es gab eine Menge erstaunliches und interessantes zu Erfahren.

Zur Entlastung der russischen Front begann die Entente am 22. September 1915 in der Champagne eine Großoffensive. Mit einem gegenüber der Winterschlacht nochmals gesteigerten Menschen- und Materialeinsatz wollten die Alliierten einen entscheidenden Durchstoß erzwingen. Den 27 französischen Divisionen mit 1.650 Geschützen standen nur 7 deutsche Divisionen mit 475 Geschützen gegenüber. Nach mehrtägigem massivem Artilleriebeschuß begann der Angriff der alliierten Truppen auf einer Frontbreite von 32 Kilometern. Ein konzentrierter Vorstoß führte zu einem bis zu drei Kilometern tiefen Einbruch in die deutschen Linien, womit auch die rückwärtigen Stellungen in Gefahr gerieten. Vor der unzerstörten zweiten Verteidigungslinie kam der Infanterievorstoß der Franzosen zum Stehen und brachte die Offensive ins Stocken. Die Oberste Heeresleitung (OHL) konnte die bedrohten Frontabschnitte durch Reserven von der Ostfront verstärken und so einen Durchbruch der Alliierten verhindern. Auch die seit dem 6. Oktober 1915 intensivierten Angriffe der Franzosen wurden von den Deutschen abgewehrt, die ihrerseits ab Mitte Oktober zu einzelnen Gegenangriffen übergingen. Anfang November stellte die Entente ihre Operationen ein, da auch der enorme Materialeinsatz mit rund 5,4 Millionen Granaten zu keinem greifbaren Erfolg geführt hatte. Die Alliierten hatten durch diese Herbstschlacht in der Champagne etwa 250.000, die Deutschen rund 150.000 Soldaten verloren.

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Ein Orginal Foto nach den Kämpfen um den Kanonenberg. Die zahllosen Kreuze der Gefallenen Franzosen. Dort befindet sich heute der Garten von Monsieur Varoquier Dann ging es zur berühmten Sammlung von Monsieur Varoquier, die alles in den Schatten stellte.
Im Vordergrund Bernd Rother.

Es folgten noch eine dritte Champagne-Schlacht (16.04.17 – 25.05.17) im Rahmen der französischen Doppeloffensive in der Champagne und am Chemin des Dames (Nivelle-Offensive), die unter herben französischen Verlusten scheiterte (Nivelle wurde nach Meutereien abgelöst…) und eine vierte Champagne-Schlacht (15.+16.Juli 1918) im Rahmen der deutschen Frühjahrsoffensive 1918

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Es stapeln sich die leeren Granaten im Garten. Ein riesiger Berg nur aus Granatsplittern.

Die „Main de Massiges“ ist  ein Hügel, der wie eine Hand mit 5 Ausläufern nach Süden ausgreift, südlich davor liegt der Ort Massiges.

Auf französischer Seite stand in diesem Abschnitt vor allem Kolonialinfanterie.

Den Franzosen gelang es zwar einzelne Teile der vorgelagerten „Finger“ zu nehmen, der Kanonenberg selbst, von den Franzosen bezeichnenderweise „Tete de Vipère“ (Kopf der Giftschlange…) genannt, wurde jedoch bis zum Ende des Krieges nicht eingenommen. Manche Regimentsgeschichten behaupten, es sei der am stärksten befestigte Punkt der Westfront gewesen; Fakt ist, dass diese beherrschende Höhe massiv ausgebaut und komplett von unterirdischen Stollen- und Tunnelsystemen durchzogen war.

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Was dort zusammengetragen wurde, war wirklich unglaublich. In den zwei Hütten gab es alles was man sich an Relikten zum Thema 1. Weltkrieg vorstellen konnte.

 

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Die Bilder sprechen für sich !! Ohne Worte !!

Der Kanonenberg selbst ist extrem überwuchert und kaum zugänglich. Serge und ich haben bei zwei vorbereitenden Exkursionen von Norden und Süden versucht, das Plateau zu erreichen, was fast unmöglich war, für eine Exkursion nicht machbar.   Am Südhang haben wir dabei auf halber Hanghöhe mitten im dichtesten Gebüsch einen sehr schön erhaltenen, betonierten  Dreifach-Schützen- oder MG-Stand gefunden, aber kaum machbar für eine Gruppe.   Gut zugänglich sind Ehrenberg und Plateau mit „Fingern“ von Massiges aus und der deutsche Hinterhang und die westlich an den Kanonenberg anschließenden Linien von der Chausson-Ferme aus.

Auf den Karten ist der Ehrenberg üblicherweise als Höhe 191, der Kanonenberg als Höhe 199 (in neuen Karten als Höhe 197) ausgewiesen.

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Nur wortloses Staunen.

 

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Auch als "Kunstwerk".

Ein persönliches Schicksal - Erlebnisbericht

Wie die Teilnehmer der vergangenen Jahre wissen, ist Serge Tourovsky und mir immer sehr daran gelegen, unseren Exkursionen auch einen „persönlichen“ Anstrich zu geben, das heißt nicht nur ein Schlachtfeld und Zahlen zu präsentieren.

Dieses Jahr ist es uns gelungen, Uwe Schrader zu gewinnen, der uns von seinem großvater erzählen wird. Dieser hat als EK-I-dekotierter Pionier-Unteroffizier der 228. I.D. (zeitweilig auch RIR 207)  im Jahr 1918 an den Kampfhandlungen in dieser Gegend teilgenommen.

Hier als „Vorab-Publikation“ schon einmal einige Auszüge aus seinem Tagebuch von 1918:
1.9. im Hubertushoflager geballte und gestreckte Ladungen fertig gestellt.
2.9. Der auf den 2.9. angesetzte Stoß wird auf 3.9. verschoben.
Am 3.9. Nachmittags fuhren die eingel. Trupps (8 Uffz., 65 Mann) nach Sechault zu den Kompanien von 207, denen wir als Stoß oder Sprengtrupp zugeteilt waren. Ich mit 5 Mann zur 5./207. Jeder der Leute mit einer 10 kg Ladung und 4 Handgranaten ausgerüstet. Von Sechault rückten wir um 2.30 Uhr über Tränke Süd (Lager südlich Pionierberg = Abreuvoir-alles südl. Ripont) in Stellung. 1 ½ Stunden Marsch. Von hier aus gingen wir im Laufgraben zum II. Graben und lauerten hier bis 7.30 Uhr in Bereitschaft. Um 7.30 Uhr gab ein Flieger durch Sturzflug das Zeichen zum Beginn. Sofort setzten 30 Batterien mit Trommelfeuer ein. Kaum schlugen die 1. Granaten ein, dann rauschte durch die Luft ein mächtiger Sturm und etwa 100 m vor uns detonierten 500 Pf. Minen. Zugleich mit den ersten Granaten hatten wir die Sturmstellung verlassen und waren beim Mineneinschlag im 2 franz. Graben. (Angriff richtet sich an diesem drückend heißen 3. September 1918 gegen Gräben und Unterstände auf der Artillerie-Höhe- südlich des Pionier-Bergs bzw.

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Der große Sprengtrichter auf dem Ehrenberg.

 

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Monsieur Varoquier erläutert die historischen Hintergründe. Dr. Hagen Reichert übersetzt die Ausführungen und ergänzt auch.

Champagne-Ferme, östlich Allonge-Schlucht) Alles war in starken Nebel und Rauch gehüllt. Wohl zum Vorteil wie auch zum Nachteil für uns. Niemand konnte luftholen (?). Das Atmen fiel schwer. Der Franzmann leistete tapfern Widerstand. Im raschen Lauf bis zum 6. Graben, wo sich aber die Luft so gestaltete, das nicht vorwärts zu kommen war. Trotz der aufgesetzten Gasmasken fielen schon früh um. Die Aufgabe war auch erfüllt und nun im Laufschritt zurück, verfolgt von den nachdrängenden Franzosen. Durch heftiges Sperrfeuer zum Ditfurth- Tunnel (großer,  in bis zu 17m Tiefe, in  Nord-Süd-Richtung verlaufender,  bergwerksstollenähnlicher Unterstandstunnel an der Ostseite der Butte du Mesnil) in unsere Stellung. Obwohl man hier vor Husten Nießen bald umfiel, war man froh, einmal wieder schm.. entronnen zu sein.

Ergebnis: 14 Gefangene, 5 MG. Aber auch die blutigen Verluste des Gegners waren groß.
Unsere: 3 Leichtverwundete. 207 hatte 5 Tote und mehrere Verwundete.
Des Nachts gingen wir noch zurück zum Hubertushoflager. Ankunft 2 Uhr.

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Ein weiterer Stop direkt auf dem Höhenzug des Kanonenberges. Blick über den Nebelverhangenen Kanonenberg.

 

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Trotz des Nebels hinterließ die Landschaft mit dem weißen Kalkboden starke Eindrücke.

 

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Einsam auf dem Kanonenberg. Wir waren wirklich sehr beeindruckt.

 

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Blick zum hinteren, abfallenden Teil des Kanonenberges mit einem frierenden Uwe Kopp. Die Verlängerung des Blickfeldes zur rechten Seite des Abhangs.

 

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Unser Charismatischer "Guide" Dr. Hagern Reichert zum Abschluß der Exkursion. Alle eilnehmer waren sehr beeindruckt. Die Tour hatte sich wirklich gelohnt !!

 

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Zum Abschluß noch ein Gruppenbild.

 

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